AMSTERDAM − BARCELONA − COPENHAGEN − GENEVE − HAMBURG − HELSINKI − L`AQUILA − LIEGE − LONDON − LJUBLIANA − MALAGA − MARIBOR − MILANO − PALERMO − PARIS − SEVILLA − STOCKHOLM − VIENNA
EUROMAYDAY WIEN
Kontakt
euromayday.at
contact@euromayday.at

International
euromayday.org
READ
Euro−MayDay−Zeitung ´05 Wien [Download]

Euro−MayDay−Zeitung ´05 Hamburg [Download]

MAYDAY! MAYDAY! Wir tanzen ab!

Der Transformationsprozess der "Prekarisierung" beschreibt die global voranschreitende Verschlechterung unserer Lebens- und Arbeitsbedingungen. Auch Studierende sind davon massiv betroffen. Bei den europaweiten Mayday Paraden werden wir diese Verhältnisse zum Tanzen bringen.

Prekäre Welt
In der Phase des Fordismus bis in die 70iger Jahre garantierte ein enormer Produktivitätswachstum auf Grundlage standarisierter Massenproduktion gleichzeitig wachsende Profite und Löhne und war so Voraussetzung für den keynesianistischen Sozialstaat. Das Wachstum stößt jedoch an seine Grenzen und dieses System schlittert immer weiter in die Krise. Die existenzielle Grundlage des Kapitalismus, die Profite, können nur noch durch die massive Umverteilung auf Kosten der lohnabhängigen Menschen aufrechterhalten werden. Dieser krampfhafte Versuch die Krise zu verhindern kann nur ein Aufschub sein. Eine radikale Alternative zum Kapitalismus wird immer notwendiger.

Prekär arbeiten
Neben sozialer Absicherung zeichnete sich der Fordismus noch durch eine klare Trennung zwischen Ausbildung, festem Beschäftigungsverhältnissen und Erwerbsarbeitslosigkeit aus. Diese Grenzen verschwimmen mit zunehmender Fragmentierung und Individualisierung der Produktionsverhältnisse. Teilzeitarbeit, geringfügige Beschäftigung, Leiharbeit, Werkverträge, freie Dienstverträge, neue Selbstständige und noch unzählige andere Zwischenformen werden langsam aber sicher zur Norm sowohl für den hoch- als auch niedrigqualifizierten Bereich. Bereits 1/3 aller in Österreich beschäftigten Personen sind atypisch Beschäftigte. Hohe Mobilität, Selbstorganisation und Flexibilität sind die Anforderungen dieser neuen unsicheren Beschäftigungsverhältnissen.

Prekär leben
Die Prekarisierung geht über die bloße Arbeitsverhältnisse hinaus und erfasst alle Lebensverhältnisse. "Life Long Learning" wird unerlässlich um verwertbar und konkurrenzfähig zu bleiben. Frauen werden einerseits wieder verstärkt zurück in die Reproduktionsarbeit gedrängt, andererseits aber auch immer abhängiger von der eigenen Lohnarbeit. Auch fehlende Papiere durch Migration, unsichere Wohnverhältnisse, die Privatisierung der Bildung und der öffentlichen Räume etc. verschlimmern die Lebensgrundlagen massiv. Soziale Unsicherheit, Abhängigkeit, Vereinzelung, Effizienzdruck, (Mehrfach-)Belastung, Zeitmangel und Armut sind die Folgen dieser Entwicklung.

Prekär kämpfen
Neuen Rahmenbedingung erfordern auch neue Kampf- und Organisationsformen, die die Vielfalt der Arbeits- und Lebensbedingungen in sich tragen. Neben den sozialen Kämpfen an den einzelnen fragmentierten Berufs- und Lebenswelten ist die Vernetzung von zentraler Bedeutung. Es wird notwendig die Fragmentierung und Vereinzelung durch Kooperation und echte Solidarität zu überwinden und Wege zu einer Welt zu finden in der viele Welten möglich sind und jedeR nach ihren/seinen Bedürfnissen leben und nach ihren/seinen Fähigkeiten tätig sein kann.

Prekär tanzen
Mit der Mayday Parade 2001 in Mailand wurde versucht sich den 1.Mai "Kampftag der Arbeitenden" wieder anzueignen. Die Jahre darauf gingen dort und in Barcelona hunderttausende Menschen auf die Straße. Dieses Jahr werden in unzähligen Städten Euro-Mayday-Parade organisiert. Auch in Wien hat sich ein loses Netzwerk zur Vorbereitung gebildet. Dieses soll als offener Raum jenseits der Repräsentation allen prekarisierten Menschen ermöglichen ihre Bedürfnisse und Problem zu artikulieren. Lasst uns eine Tanzfläche des permanenten Aufstandes schaffen.

Erschienen in:
PROGRESS. Das Magazin der Österreichischen HochschülerInnenschaft
oeh.ac.at/progress