AMSTERDAM − BARCELONA − COPENHAGEN − GENEVE − HAMBURG − HELSINKI − L`AQUILA − LIEGE − LONDON − LJUBLIANA − MALAGA − MARIBOR − MILANO − PALERMO − PARIS − SEVILLA − STOCKHOLM − VIENNA
EUROMAYDAY WIEN
Kontakt
euromayday.at
contact@euromayday.at

International
euromayday.org
READ
Euro−MayDay−Zeitung ´05 Wien [Download]

Euro−MayDay−Zeitung ´05 Hamburg [Download]

MayDay! MayDay! Wir sind das Prekariat!

Arbeiten Sie flexibel, selbstorganisiert, rund um die Uhr - und dennoch reicht das Geld hinten und vorne nicht? Sie sind attraktiv, engagiert, flexibel, dynamisch, freundlich, kreativ - aber trotzdem ohne Job? Fehlen Ihnen Pass und Arbeitserlaubnis, um überhaupt arbeiten zu dürfen? Oder sind Sie alleinerziehend, ohne Kinderbetreuungsplatz? - Allesamt prekär!

Prekär?
Adjektiv; aus franz. "précaire" (widerruflich, unsicher), dies aus lat. "precarius" (1. auf Widerruf gewährt; 2. aus Gnade, durch Bitten erlangt): schwierig, heikel, provisorisch, vorübergehend;

Der 1. Mai ist traditionell ein ArbeiterInnenkampftag
Am 1. Mai 2005 findet zum ersten mal in Wien der EuroMayDay statt: Eine europaweite Kampagne, deren inhaltliche Klammer die gegenwärtigen Prekarisierung von Arbeit und Leben ist. Seit einigen Jahren wird in verschiedenen europäischen Städten der traditionelle ArbeiterInnenkampftag 1. Mai mit neuen Formen und Inhalten gefüllt. Waren anfangs einige hundert AktivistInnen unterwegs, so gingen im letzten Jahr fast 100.000 Menschen in Mailand auf die Straße, in Barcelona waren es weitere 10.000. Die MayDay-Aktivitäten setzen sich in bunten, lauten und kreativen Formen von den traditionellen 1.-Mai-Demonstrationen ab: Musik, Tanz, Performances, Aktionistisches, Interventionen,.... Hier eine Prozession durch einen Supermarkt mit Feiertagsöffnungszeiten ("St. Precarious goes Shopping"), dort Bemalung der Stadt (Schablonengrafittis, Beschriftungen von Zebrastreifen, Wandmalereien). Politische Parolen und Forderungen hinterlassen ihre Spuren im öffentlichen Raum. Auch in anderen europäischen Städten wurden bereits MayDay-Paraden organisiert. So entstand die Idee des EuroMayDay - einer europäischen Vernetzung rund um die Mayday-Aktivitäten und zum Thema Prekarisierung.

Was waren deine letzten drei Jobs?
KünstlerInnen befinden sich seit jeher in prekären Arbeitssituationen: Freischaffende Tätigkeit, Mehrfachbeschäftigung und Aufträge in verschiedenen Bereichen, für unterschiedliche AuftraggeberInnen, in unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen und von verschiedener Dauerhaftigkeit (projektbezogen, zeitlich befristet oder auch mit offenem Ende) wechseln einander ab und/oder bestehen parallel. Prekarisierung ist ein Prozess, der sich zunehmend weiter ausdehnt. Immer mehr Berufsfelder und gesellschaftliche Gruppen sind direkt betroffen - und nehmen am EuroMayDay teil. "Was waren deine letzten drei Jobs?", fragen Nuria Vila und Amador Fernández in ihrem Video "Prekäre in Rebellion", für das sie beim MayDay 2004 in Barcelona TeilnehmerInnen der Parade interviewten. "Kellner in einem Hotel, Reinigungskraft in einem Krankenhaus, Fahrradbote.", "Catering, Tanzlehrerin ohne Vertrag, wieder Kellnerin.", "Im Baugewerbe, als Gärtner, dann in einer Fabrik". "Altenbetreuung, Kinderbetreuung und jetzt gehe ich putzen.", "Ich habe seit drei Jahren keine Arbeit und mache jetzt Musik auf der Straße."

Allianzenbildung!
Der EuroMayDay ist nicht nur Ereignis, sondern auch europaweiter Prozess der Allianzenbildung. Europaweite Mobilisierung heißt nicht nur Mobilisierung zu einer einmaligen Demonstration in einigen europäischen Städten, sondern nachhaltige Organisationsarbeit und Problematisierung des Themas Prekarität in unterschiedlichsten Sektoren der Gesellschaft. Die Kampagne wirkt der fehlenden öffentlichen Aufmerksamkeit für die Veränderung der Arbeitsverhältnisse im Postfordismus entgegen: Der EuroMayDay soll den Prozess der Prekarisierung ins öffentliche Bewusstsein rücken. Den neoliberalen Entwicklungen gilt es neue Kampf- und Organisationsformen entgegenzusetzen.

"Precariousness is what we live, flexicurity is what we want!"
Nicht Prekarität per se gilt die Kampfansage. Die Wortkonstruktion "flexicurity" bringt eine Forderung auf den Punkt: "Sicherheiten und Rechte inmitten der Flexibilität, der Unsicherheit". Doch beim EuroMayDay geht es nicht um Repräsentation abgestimmter, gemeinsamer Interessen. Der EuroMayDay versteht sich als offener politischer Raum zur Präsentation der jeweils eigenen Wünsche und Anliegen. Durch dezentrale Organisation und Vermeidung von hierarchischen Kundgebungsformaten soll es inhaltliche Freiheit und größtmöglichen Handlungsspielraum geben, sodass alle sich entsprechend ihren Interessen und Bedürfnissen einbringen können.

Erschienen in:
bild.punkt - Das Magazin der IG BILDENDE KUNST
igbildendekunst.at