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EUROMAYDAY 2005

....es geht ein Gespenst um ....

In Barcelona, Hamburg, Mailand, Helsinki, Ljubljana, Paris, Wien und anderen europäischen Städten werden am 1. Mai "May Day Paraden" ausgetragen. Barcelona und Mailand waren die Vorreiterstädte, von wo aus die Maydayparaden mittlerweile europaweite Verbreitung fanden.

Die Vorbereitungen in Wien sind derzeit in vollem Gang. Fest stehen schon Ort und Zeit des Treffens am Tag der Arbeit: Mexikoplatz, 2. Bezirk um 14:00 Uhr. Aktuelle und nähere Informationen sind stets unter www.euromayday.at abrufbar.

Mittlerweile sind Lebens- und Arbeitsformen, die keinen ausreichenden Lebensunterhalt gewährleisten, weit verbreitet. Etablierte gewerkschaftliche und politische Organisationen haben dieser Entwicklung bisher keine ausreichende Aufmerksamkeit gewidmet. Neue Organisationsformen waren nötig um die Lücke zu schließen und mit neuen Ansätzen und Ideen "Präkarisierung" öffentlich zu thematisieren. Die europaweiten Maydayparaden sind bisher dieser Bewegung sichtbarster Ausdruck; sie werden von Menschen organisiert, die selbst in prekären Verhaltnissen leben, aus unterschiedlichsten Zusammenhängen kommen und entsprechend vielfältig auftreten.

Als "normal" galt bisher ein Dienst resp. eine fremdbestimmte, abhängige Arbeit innerhalb einer geregelten Arbeitszeit von etwa 40 Stunden pro Woche, Tag täglich außer Samstags, Sonntags, Feiertags, ein Leben lang bis zur Pensionierung. Dieser Lebensdienst für die "Wirtschaft" wurde mit einem Verdienst abgegolten, der als Haupteinkommensquelle Sicherheit und Lebenstandard determinierte. Unterbrechungen im Falle von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter u.dgl. wurden nach dem 2. Weltkrieg durch ein umfangreiches soziales Netz nach dem Prinzip der Solidarität abgesichert. Außerhalb dieser primär männlich konnotierten und organisierten Normalität, integriet zumeist in einem patriarchalen Familienverband, blieben Arbeitsbiografien abhängig vom Mann lediglich von Frauen atypisch.

Die aktuelle Entwicklung zur Präkarisierung scheint nun die Werte allgemeiner umzuwerten: aus typisch wird atypisch, aus sozialer Sicherheit soziale Unsicherheit. Die bekanntesten Formen atypisch prekärer Arbeit sind: geringfügig Beschäftigte, freie DienstnehmerInnen , Werkverträge, LeiharbeiterInnen, Teilzeitbeschäftigte, KarrenzvertreterInnen,...... . Simultan sind die Errungenschaften des Sozialstaates im Bröckeln, der Ellenbogen scheint mehr und mehr an die Stelle des "Solidarprinzip" zu treten.

"Mit dem Einkommen kein Auskommen zu finden" definiert Eva Scherz von der GPA prägnant prekäre Beschäftigung. Das "tägliche Leben" kann kaum finanziert werden, Einkommenssteigerung sind nur begrenzt möglich, Arbeitsausfälle nur spärlich abgesichert. Dieser Lebenszustand untergräbt die Eigenständigkeit und drängt besonders Frauen in bereits überwunden geglaubte Abhängigkeit. Fraueneinkommen degradiert wieder zu bloßem Zusatzeinkommen des "Familienernährers", dessen Stellung erneut patriachal-chauvinistisch gefestigt wird. Auf politischer Ebene scheinen diese Prozesse rechtskonservative autoritäre Tendenzen zu bestärken. Die schwarz/blaue Regierung in Österreich lässt das patriachale Modell des Hausfrauendasein ökonomisch, kulturell- ideologisch wieder aufleben und scheint sogar positive Ressonaz zu haben. Sie legitimiert die geringe Bezahlung und die abhängige familiäre Absicherung . also "Frauen hinter den Herd, Emanzen in den Herd" (Femme Fatal , Drahdiwaberl)

Der Mayday, mit Österreichischem Charm (Einheimische), MigrantInnen , Sans Papiers, Kranken, Alleinerziehenden, Homosexuellen, KünstlerInnen, u.s.w....tritt all diesem sozialen, demokratischen und emanzipatorischen Rollback entgegen. . deshalb auf zur "Mayday Parade" um ein Zeichen gegen die Zeit zu setzten.

Erschienen in:
Die Alternative
auge.or.at